Brücke des Monats

Juni 2019

Bregbrücke Wolterdingen


Größeres Bild 1600 x 1200

Im Donaueschinger Stadtteil Wolterdingen führt eine einzigartige Brücke über die Breg und ihren Flutkanal.

Der Ersatz der bestehenden hölzernen Brücke erfolgte mit einer Brücke, bei der erstmals in Baden Eisenbeton zur Anwendung kam.

Bemerkenswerterweise wurde die Brücke in einem Zeitraum erstellt, in dem eine große Menge an Baukapazität für den Wiederaufbau von Donaueschingen gebunden war, das 1908 durch einen Stadtbrand 120 Häuser verloren hatte. Die wieder aufgebauten Häusern Donaueschingens und die Brücke von Wolterdingen verbindet die architektonische Einbindung des Jugendstils.

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Die Brücke besteht aus zwei eigenständigen, hintereinander angeordneten Bauwerken. Die Brückenteile haben die gleiche Formsprache und stehen sich nahezu spiegelbildlich gegenüber, wodurch sie eine Gesamtheit bilden.

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Die Brückenträger bilden mit den Tragwänden und der Fahrbahn einen H-förmigen Querschnitt, bei dem der H-Strich etwas nach unten verschoben wurde. Wahrend die Untergurte der Tragwände einen leichten Bogen beschreiben, nimmt die Höhe der Tragwände von den landseitigen Brückenenden bis zur Brückenmitte auf der Inselspitze stark zu. Die Tragwände werden dort von Pylonen abgeschlossen.

Die Tragwände haben einen Achsabstand von 5,5 m und sind in der Trägermitte 1,95 m und an den Pylonen 4,0 m hoch.

Bautechnisch handelt es sich bei den Brückenträgern um einfeldrige, mit Gegengewichten versehene Ausleger, die an den landseitigen Brückenenden beweglich gelagert sind.

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Die beiden Brückenträger sind auf der Insel nicht miteinander verbunden. Zwischen den Pylonen verblieb ein Abstand, der auf der Oberstromseite noch eine Hofzufahrt zuließ.

Die Brücke quert die Breg und ihren Flutkanal in leicht schiefem Winkel, weshalb die Tragwände längs zueinander versetzt sind. Da die einzelnen Brückenteile Breg und Flutkanal in unterschiedlichen Winkeln queren, ist auch der Längsversatz der Tragwände unteschiedlich mit der Folge, dass die vier Pylonen in der Brückenmitte kein Parallelogramm bilden.

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Die schmale Brücke bot den Fußgängern nur in Brückenmitte eine Ausweichmöglichkeit, daher wurden später beidseitig Gehbahnen angebracht. Diese Maßnahme war erforderlich, verdeckt aber seither die klare Formensprache des Bauwerks.

Die Brücke wurde letztmals 1989 saniert, wobei die Tragwände unterhalb der Fahrbahn mit Spannbeton verstärkt wurden.

Das Schicksal der Brücke ist ungewiss. Sie entspricht nicht mehr den Anforderungen des Verkehrs, ist aber auf Grund ihrer Einzigartigkeit erhaltenswert.



Entwurf: Heinrich Brenzinger
Baujahr: 1908-1912

Gesamte Länge: 88 m
Breite zwischen den Tragwänden: 4,9 m
Breite mit Tragwänden: 6,5 m
Breite mit Gehbahnen: 10,1 m

Nordbrücke über die Breg
Brückenlänge: 34,4 m
Stützweite: 28 m

Südbrücke über den Flutkanal
Brückenlänge: 44,6 m
Stützweite: 35,5 m